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Die Klosterkirche der Abtei Marienstatt

 

Die mehr als 200-jährige Bauzeit (1222-1425) sieht man der Kirche nicht an. Sie wirkt entsprechend dem von Anfang an grundgelegten Plan geschlossen und harmonisch. Im Wesentlichen lassen sich drei Bauperioden unterscheiden.

Der erste Bauabschnitt fand im Jahre 1227 mit der Kirchweihe seinen Abschluss. Kunstgeschichtlich kann man die Kirche der Frühgotik zuzählen. Alle Elemente der Gotik sind schon ausgeprägt: Spitzbogen, Strebepfeiler, Kreuzrippengewölbe.

Der Bau wird entsprechend dem Einfachheitsprinzip der Zisterzienser durch schlichte Architekturformen und den Verzicht auf Türme geprägt. Nur ein Dachreiter über der Vierung war zur Unterbringung von einer, maximal zwei Glocken gestattet. Die Kirche war reiner Zweckbau. Aber gerade durch die Beschränkung der Mittel trat echtes Können und bleibende Kunst hervor; es entstand ein Gotteshaus, das durch seine Formbewältigung und Linienführung ein bis in unsere Zeit bewundertes Kunstwerk blieb.

Die Abteikirche von Marienstatt gilt als erste rechtsrheinische gotische Kirche in Deutschland. An ihr ist zum ersten Mal das System der freischwebenden Strebebogen um die ganze Kirche herum durchgeführt.

Sie steht als Werk des Übergangs zwischen den beiden Zisterzienserkirchen von Heisterbach und Altenberg. In Heisterbach findet sich noch durchweg romanischer Stil, in Altenberg die vollendete gotische Eleganz. Der namentlich unbekannte Baumeister der Marienstatter Kirche war sehr wahrscheinlich ein Zisterzienser, der mit der burgundischen Bauart vertraut war. Die Zisterzienser der Linie Clairvaux, in der ja Marienstatt über Heisterbach und Himmerod stand, waren die ersten Nachahmer und Verbreiter der gotischen Ordenskirchen. Bernhard von Clairvaux ließ 1134 Himmerod nach dem Plantypus Clairvaux II mit flach abschließendem Chorraum bauen, während bei der 1189 gegründeten Abtei Heisterbach der Plan Clairvaux III mit dem inzwischen entwickelten Rundchor als Vorbild diente.

Die Chorlösung von Marienstatt stellt eine Weiterentwicklung der Gestaltung in Heisterbach dar und steht in der Tradition zisterziensischer Kirchbauten, wie sie schon in Anlagen wie Pontigny oder Royaumont weiterentwickelt worden war. Auch das Strebewerk ist in französischen Anlagen vorgebildet, findet sich jedoch auch im rheinischen Raum, beispielsweise am Bonner Münster. Insgesamt steht die Marienstatter Kirche zum einen in der Tradition der französischen und deutschen Zisterzienserkirchen, ist zum anderen aber auch ein Zeugnis der rheinischen Baukunst.

Das päpstliche Wappen über dem Eingangsportal weist darauf hin, dass die Kirche bei ihrem 700jährigen Jubiläum im Jahre 1927 durch den Heiligen Vater zur "Basilica minor" erhoben wurde. Der Grundriss der Kirche ist ein lateinisches Kreuz mit dreischiffigem, siebenjochigem Langhaus (wobei die beiden Seitenschiffe niedriger gebaut sind), zweijochigen Querhausarmen und einem aus einem Joch bestehenden Chor mit 7/12- Schluss. Dieser ist von einem Umgang und Kapellenkranz umgeben. Die Arkaden über den Rundsäulen führen den Blick nach vorn in den Hochchor zur Altarmensa, die aus der Bauzeit der Kirche stammt. Das durch die Chorfenster einfallende Licht wird abgefangen und gemildert durch den ziegelrotfarbenen Anstrich, der die gesamte Kirche kennzeichnet. Diese ursprüngliche Tönung wurde bei der Restaurierung 1972-81 wieder neu aufgelegt. Der einfache Anstrich, der Verzicht auf dekorative Elemente und helle Glasfenster ohne bunte Bemalung entsprachen ganz den ursprünglichen Forderungen an einen zisterziensischen Kirchbau.

Die momentane Restaurierung bemüht sich im Ersetzen der 1950 geschaffenen bunten Hochchorfenster durch die schlichten und hellen Neuentwürfe von Wilhelm Buschulte (Unna) um eine zwar moderne Gestaltung, die jedoch an die ursprüngliche Tradition zisterziensischer Grisaille-Verglasung anknüpft. Im Chorumgang befinden sich zum Teil bunte Glasfenster mit den Geheimnissen des Rosenkranzes, die Anfang des 20. Jahrhunderts geschaffen wurden. Die Barockzeit stattete den Raum unter anderem mit einem bis zum Gewölbe reichenden Hochaltar, Altären im Kapellenkranz und Mittelschiff und lebensgroßen Apostelfiguren (heute in der Klosterbibliothek) aus. Mit der Entfernung dieser Ausstattung wurde 1880 begonnen. Die Kirche wurde in den folgenden Jahrzehnten nach Möglichkeit in den Urzustand rückversetzt bzw. neugotisch umgestaltet. An das vierte Joch des westlichen Seitenschiffes wurde 1947 eine kleine Kapelle für das aus dem frühen 15. Jahrhundert stammende Gnadenbild der Schmerzhaften Muttergottes angebaut. Sie wurde 2004 grundlegend erneuert. Mit dem Einbau der mächtigen Orgel im nördlichen Querhaus und der Neuordnung des Altarbereichs wurde die Kirche in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts umgestaltet.