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aus http://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Arnsburg, 11.09.2007

 

Beginn des Klosterbaus

 

 

Angeführt von ihrem Abt Mengot zogen die Eberbacher Mönche 1197 in Arnsburg ein und begannen mit dem Klosterbau, wobei sie die Burg zunächst als Bauhütte und Steinbruch nutzten, ebenso die unvollendete Kirche im Kastell. Beide wurden in den folgenden Jahren bis auf die Grundmauern abgetragen.

 

Die Mönche mussten sich mehrere Jahrzehnte lang mit provisorischen Unterkünften behelfen, da ihre erste Aufgabe darin bestand, die Kirche zu bauen, deren Weihejahr mit 1246 überliefert ist. Dann erst folgten die anderen Bauten der Klausur und des Wirtschaftsbereiches. Bauplanung und Bauausführung standen unter der Leitung eines Magister operis genannten, bauerfahrenen Mönchs. Dies war in Arnsburg Magister Ditericus, dessen Pläne von Mönchen, Laienbrüdern (Konversen) und anderen Hilfskräften gemeinsam umgesetzt wurden.

 

Arnsburg hatte, wie andere Zisterzienserklöster auch, von Beginn an hervorragende Baumeister und Steinmetze (lapicidae), die aus den Reihen der Konversen kamen. Die Qualität der Zisterzienserbauten veranlasste mehrere deutsche Bischöfe, ihre Erfahrungen bei den Dombauten zu nutzen.[19]. Dieses Entleihen von Fachkräften zeigt, welch hohes Ansehen die Bauleute der Zisterzienser im ausgehenden 12. und im 13. Jahrhundert genossen. Auch die Arnsburger Klosterbauten zeugen von der handwerklichen und künstlerischen Leistungsfähigkeit des Ordens.

 

 

Klostermauer

 

Die Klostermauer, die eine Gesamtlänge von 1,6 Kilometern und eine durchschnittliche Höhe von 2,5 Metern aufweist, umschließt wohlerhalten den Klosterbezirk. An nur wenigen Stellen befinden sich Durchbrüche: Zum einen am Zu- und Abfluss der Wetter und zum anderen am Gottesackertor, dem früheren Zugang zum Mönchsfriedhof, am Roten Tor aus dem Jahr 1750, das bis 1874 dem öffentlichen Verkehr in Richtung Lich diente und durch eine neuere Maueröffnung beim Gartenhaus ersetzt wurde, und am Pfortenbau, dem Hauptzugang zum Klostergelände.

 

 

Wirtschaftsgebäude

 

Im äußeren Bereich, gleich rechts hinter der Haupteinfahrt durch den Pfortenbau des Klosters befinden sich die Wirtschaftsgebäude, eine annähernd 50 Meter lange Scheune, die Klostermühle aus dem 17. Jahrhundert (heute Gaststätte), das alte Brauhaus und ein Stallgebäude. Von der sich ehemals anschließenden Schmiede aus dem Jahr 1696 ist lediglich der barocke Treppenturm mit Fachwerk im Obergeschoss erhalten. Weiter südlich an der Wetterbrücke mit ihrem schmiedeeisernen Geländer aus dem 18. Jahrhundert steht eine weitere Stallung in Backsteinfachwerk.

 

Weitere Wirtschaftsgebäude aus verschiedenen Zeitepochen befinden sich verstreut über das ganze Klostergelände, so die Wagnerei am Eingang zum Friedhof.

 

 

Bursenbau

 

Der den Innenhof des Klosters dominierende Bursenbau gegenüber der Mühle wurde um 1250 errichtet. Er diente der Vermögensverwaltung des Klosters. Dieses Gebäude ist der bedeutendste mittelalterliche Bau außerhalb der Klausur. Es ist aufgrund des ansteigenden Geländes zum sonst rechtwinkligen System der Klosteranlage leicht nach Südosten gedreht, wohl auch um den Gang, der zwischen Paradies und Bursenbau zur Klostergasse führt, nicht einzuengen[20]. Ein mit einem Rundbogen versehener Durchgang, der unter dem Bau hindurch zur Klostergasse und zum Eingang der Klausur führt, trennt das Untergeschoss in zwei Räume. Südlich des Durchgangs befand sich das Laienrefektorium, im Norden der Keller. Bemerkenswert in diesem Durchgang sind die verschiedenen, heute teilweise vermauerten Öffnungen mit gotischen, ehemals romanischen Bögen, die Zugang zum Keller und zum Refektorium darstellten. Auch ein Hundezwinger befand sich hier.[21]

 

Das Refektorium der Laienbrüder im Erdgeschoss, ursprünglich durch sechs Joche unterteilt und später im Zuge eines barocken Umbaus auf fünf reduziert, ist auch in der Folgezeit mehrmals verändert worden. Am 2. April 1457 fiel das Obergeschoss einem Brand zum Opfer. Hastig wieder aufgebaut, stürzte die neue Dachkonstruktion wieder ein. Die dann abermals erneuerte Anlage wurde 1750 noch einmal völlig umgebaut. Aus diesem Umbau resultieren die heute noch vorhandenen Rechteckfenster und das Mansardendach und der neue Eingang an der Nordwestecke mit Freitreppe und reich verziertem Gitter.

 

Zum Bursenbau gehört ein ausgedehntes, zweigeteiltes Kellergewölbe, das sich von der Nordwestseite bis zur Vorkirche, dem Paradies erstreckt. Der lange Zeit durch ein Dach verborgene und 1987 freigelegte Eingang befindet sich links vor dem rundbogigen Durchgang zur Klostergasse, ein Zugang vom Gebäude aus gibt es nicht. Der linke Teil der Kellerräume ist zweischiffig mit viereckigen, ein Gratgewölbe tragenden Pfeilern und hat eine Grundfläche von 13,8 auf 6,55 Metern. Der rechte Kellerraum mit einem Tonnengewölbe, der vor der Nordseite des Bursenbaus liegt, hat eine Größe von 10 auf 6,35 Metern. Ein mittelalterlicher Entwässerungskanal führt von den Kellerräumen in einem Bogen nach Süden und mündet bei der Klostermühle in den Mühlgraben.

 

 

Kreuzgang

 

Der um 1250 erbaute, 27,18 mal 31,60 Meter messende Kreuzgang und damit die Klausur schloss sich unmittelbar an die südliche Seite des Langhauses der Basilika an. Einziger äußerer Zugang von der Kirchgasse aus ist damals wie heute ein schmales Tor gegenüber dem Gewölbedurchgang des Bursenbaus. Der ursprünglich mit feingliedrigem Kreuzgratgewölbe versehene umlaufende Gang, dessen Bögen auf noch vorhandenen Konsolen an den Umfassungsmauern auflagen, ist im Rahmen der Abbruchfreigabe 1810 verschwunden. Die dem Kreuzgarten zugewandten Mauersockel des Kreuzgangs mit den Fundamenten ihrer Strebpfeiler und denen der Brunnenkapelle wurden im Zuge der Umwandlung der Anlage in einen Kriegsopferfriedhof 1958 bis 1960 wiederhergestellt. Der Brunnen selbst konnte unter Verwendung von zwei ursprünglichen Schalen, die im Licher Schlosspark gefunden wurden, rekonstruiert und wieder in Funktion gesetzt werden.

Der ursprünglich nicht der Allgemeinheit zugängliche Kreuzgang und die Klausur dienten vom 13. bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts der Familie der Herren von Hanau als Erbbegräbnis, da sie selbst kein Eigenkloster besaßen. Das von ihnen gegründete Zisterzienserinnenkloster Patershausen war dem Kloster Arnsburg unterstellt. Als letzter Hanauer fand Ulrich IV., ebenso wie alle seine Vorgänger und deren Gattinnen, 1380 hier seine letzte Ruhestätte. Einige der schmuckvollen Grabplatten sind erhalten und an den Wänden des Kreuzgangs angebracht.

 

Bestattet wurden hier nachweislich:

 

•           Reinhard I. († 1281)

•           Elisabeth von Rieneck, Gemahlin Ulrichs I. († ca. 1300)

•           Ulrich I. (* 1255/60; † 1305/06)

•           Gräfin Adelheid von Nassau († 8. August 1344), Gemahlin von Ulrich II.

•           Ulrich II. (* ca. 1280 /1288; † 23. September 1346)

•           Ulrich III. (* ca. 1310; † 1369/70)

•           Adelheid von Hanau († 1378)

•           Ulrich IV. (* 1330/40; † 1380)

 

 

Kapitelsaal

 

In dem den Kreuzgang und damit den heutigen Kriegsopferfriedhof östlich begrenzenden Bau fallen in dessen Erdgeschoss mehrere, dem Kreuzgang zugewandte Türen auf. Dahinter verbargen sich für das monastische Leben wichtige Räume wie das Auditorium, ein Durchgang zum Konventsgebäude und die Tür zu einem Raum mit einer Innentreppe zum Dormitorium im Obergeschoss. Auffällig ist die Portal- und Fenstergruppe im Erdgeschoss, die den Kapitelsaal kennzeichnet, ein besonders schöner frühgotischer Raum mit drei mal drei quadratischen Jochen mit Kreuzgratgewölben. Die Ostwand des Kapitelsaals öffnet sich in drei Gruppen von je drei rundbogigen Fenstern, und gegenüberliegend rechts und links des Eingangs durch zwei Spitzbogenfelder, in denen je zwei durch Zwillingssäulen getrennte Fenster angebracht sind. Portal und Fenster dieser Seite waren nie geschlossen, sondern zum Kreuzgang hin geöffnet. Zweistufige Sitzbänke, die im Kapitelsaal ringsum laufen., zeugen davon, dass der Kapitelsaal kein in sich abgeschlossener Raum, sondern eine Erweiterung des Kreuzgangs war. Der im Kapitelsaal heute vorhandene Fußbodenbelag ist in seiner Rekonstruktion der Gliederung des Ursprungs nachempfunden.

 

An der Ostseite des Kapitelsaals steht eine neuzeitliche, altarähnliche Mensa mit der Inschrift Mortui viventes obligant (Die Toten verpflichten die Lebenden). Sie gehört zum Konzept der Kriegsopferanlage, in der 447 Kriegstote, die zuvor in den Landkreisen Gießen, Büdingen und Alsfeld begraben waren, eine würdige letzte Ruhestätte fanden. [22]

 

 

Sakristei

 

Links des Kapitelsaals ist die zugemauerte ehemalige Pforte zur Sakristei zu erkennen. Der zweite Zugang von der Kirche aus führt heute noch in diesen Raum, in dem sich früher eine Quelle für das Wasser, das zur Reinigung der Altargeräte notwendig war, befand. Die Sakristei dient heute als Totenkapelle.

 

 

Südliche Räume

 

Südlich des Kapitelsaals befindet sich die Tür zum rekonstruierten Treppenhaus hinauf in das Dormitorium, den ehemaligen Schlafsaal der Mönche. Der im 19. Jahrhundert demolierte, lang gestreckte Raum konnte durch aufwendige Arbeiten wieder gewonnen werden. Heute dient er im vorderen, dreischiffigen Teil zu wechselnden Ausstellungen und im hinteren, zweischiffigen Teil zur Durchführung von Konzerten. Der heutige Hauptzugang zum Dormitorium befindet sich über einen Treppenaufgang im Querhaus der Basilika.

 

Neben dem Treppenhaus zum Dormitorium befindet sich ein Durchgang zu den östlichen Bauten, in denen sich ursprünglich der Krankensaal befand. Er wurde später durch den barocken Konventsbau ersetzt, der um 1811 abgerissen wurde. In der Südostecke des Kreuzgangs schließlich ist der Eingang zum Auditorium. Dieser Raum bot den sonst einem strengen Schweigegebot unterworfenen Mönchen Gelegenheit zum Gespräch.

 

Das bemerkenswerteste Tor, das Mönchsportal, liegt in der nordöstlichen Ecke des Kreuzgangs. Es diente den Mönchen zum direkten Zugang vom Kreuzgang in die Basilika und ist seiner Bedeutung entsprechend reich ausgestattet. Die waagerecht abgeschlossene Türöffnung sitzt in einer romanischen Rundbogennische, deren abgetreppte, halbkreisförmige Bögen seitlich in Dreiviertelsäulen enden. Das Mönchsportal ist heute dauerhaft geschlossen.

 

Während auswärtige Besucher durch das Paradies, die Vorkirche, ins nördliche Seitenschiff gelangten, benutzten die Laienbrüder ausschließlich den Zugang am Ende der Kirchgasse zwischen Bursenbau und Kreuzgang,

 

 

Basilika

 

Durch dieses gotische Portal gelangt der Besucher in die Ruine der dreischiffigen Basilika, dem eindrucksvollsten Bau des Klosters. Die aus Lungstein errichtete Kirche ist nach der Demontage des frühen 19. Jahrhunderts nur bis zur Höhe der Sohlbänke der Obergadenfenster vorhanden. Einige Teile der Gewölbe im nördlichen Seitenschiff sind erhalten. Zwei Zeichnungen von Fabricius aus dem Jahr 1810 zeigen das Äußere des Kirchenbaus kurz vor der erfolgten Zerstörung. Auf diesen Bildern weisen die verputzten Außenmauern eine Lisenengliederung auf und unter der Dachtraufe beziehungsweise dem Giebel einen Rundbogen- und Konsolenfries. Überragt wurde das Bauwerk von einem großen Dachreiter über der Vierung von Langhaus und Querschiff, auf dessen Seiten sich kleinere Dachreiter befanden.

 

Der gesamte Kirchenbau einschließlich Vorkirche und Kapellenkranz weist 85,30 Meter äußerer Länge auf, das Querhauses 36,75 Meter. Das Langhaus ist außen 24,15 Meter breit, das Querhaus 12,00 Meter. Die Innenmaße des Querhauses betragen 32,75 auf 8,95 Meter, die des Mittelschiffs 65,17 auf 8,80 bis 8,87 Meter. Die beiden das Mittelschiff auf volle Länge begleitenden Seitenschiffe sind etwas unterschiedlich breit: 4,45 und 4,55 Meter und weisen eine einheitliche Höhe von 7,22 Meter bis zum Kämpfer und 9,90 Meter bis zum früheren Scheitel auf. Sie werden vom Mittelschiff mit 19,50 Metern Scheitel- und 13,23 Metern Kämpferhöhe deutlich überragt. [23]

 

Die Größe des Bauwerks ist charakteristisch für Zisterzienserkirchen. Die Basilika des Klosters Arnsburg ist mit 65,17 Metern Länge vergleichbar mit den Bauten in Georgenthal, 1143 erbaut und 54,50 Meter lang sowie Kloster Altenberg aus dem Jahr 1255 mit 77,50 Metern Länge. Vergleichbar ist auch die ursprüngliche Raumhöhe der Arnsburger Basilika mit anderen Zisterzienserkirchen. Das Verhältnis von Mittelschiffbreite zu seiner Scheitelhöhe beträgt in Arnsburg 1:2,18, in Eberbach (1145) 1:1,88 und in Otterberg (1200 bis 1270) 1:2,35, bewegt sich also um das Idealverhältnis von 1:2. [24]

 

Der gesamte nach Osten ausgerichtete Kirchenbau bestand außer dem Langhaus mit Vorkirche, Mittelschiff und zwei Seitenschiffen sowie dem Querhaus aus dem nach zisterziensischem Brauch gerade abschließenden Chorbau mit einem ihn umgebenden Kapellenkranz und einer Allerheiligenkapelle im nördlichen Anschluss an das Langhaus. Als Baubeginn das Jahr 1197 angenommen. 1246 wurde der erste, östliche Bauabschnitt der Basilika geweiht, die weiteren in den Jahren 1256, 1257 und 1260, jeweils belegt durch päpstliche Indulgenzbriefe.

 

 

Diese Bauzeitabfolge erklärt, dass sich an die spätromanischen Formen der zuerst begonnenen Ostteile frühgotische im Westen anschließen. Der romanische Stil mit seinen Rundbögen zeigt sich vom Chor aus gesehen bis zum vierten Joch des Langhauses. Ab dann wechseln die Jochbögen in die spitze gotische Form, während die Ausbildung der Konsolen und Kapitelle in begonnener Art nach Westen hin fortgeführt wurde. Auch die oberhalb des südlichen Seitenschiffs verlaufenden Lichtöffnungen sind bis zum westlichen Ende als Rundbogenfenster ausgeführt, ebensolche sind in den oberen Wandpartien von Chor und Querhaus erhalten. Der Wechsel des Baustils zeigt sich auch in der Ausführung der Dienste genannten, säulenförmig an die Pfeiler gelehnten Aufnahmen der Kreuzrippengewölbe. Steigen diese tragenden Elemente bis zur Ostseite der Vierung vom Boden her empor, treten sie im weiteren westlichen Verlauf in unterschiedlichen Höhen aus den Jochpfeilern hervor.

 

Besonderes Augenmerk verdient der Kapellenkranz um den Chorbau. Er ist, im frühen 19. Jahrhundert zerstört, nach Ausgrabungsarbeiten von Dr. Siemer Oppermann 1979 heute wieder zu erkennen, da die Fundamente wieder so weit aufgemauert wurden, dass der Grundriss dieser Gebäudeteile sichtbar wurde. Dies betrifft nicht nur die insgesamt elf Kapellen, die um den Chorraum angeordnet waren, sondern auch die 1394 nördlich am Seitenschiff in einer Länge von vier Jochen angefügte Allerheiligenkapelle.

 

Als deren Stifter gelten der Ritter Johannes von Linden und seine Frau Guda von Bellersheim, die hier begraben wurden. Ihr Grabstein aus rotem Sandstein ist 3,46 Meter hoch und 1,56 Meter breit und stand früher an der Westwand der Allerheiligenkapelle, bis er 1985 in das nördlichen Seitenschiff versetzt wurde. Er ist durch Umwelteinflüsse erheblich beschädigt. Es fehlt der obere Abschluss, für den Martin Morkramer einen Blendbogenfries vorschlägt. Stilistische Analysen lassen als Schöpfer des Grabmals Meister Tyle von Frankenberg vermuten, der von 1360 bis 1396 im Raum um Frankenberg tätig war [25].

 

 

Paradies

 

Die Paradies genannte Vorkirche war Warteraum für die auswärtigen Besucher. Sie dient heute als evangelische Kirche. Die Westseite des Baus besteht aus Quadermauerwerk. Ähnlich wie in den Seitenschiffen der Basilika wird sie unter dem Dach von einem Spitzbogenfries abgeschlossen. An den Schmalseiten im Norden und Süden befinden sich Konsolenfriese. Das zum Sindicus-Garten hin gelegene Portal und ein darüber liegendes spitzbogiges Fenster bezeichnen die Mittelachse des Gebäudes, dessen ursprüngliches Kreuzgratgewölbe 1744 mit Stuckleisten versehen wurde.

 

Nach der Säkularisierung 1803 wurde die Vorkirche jahrzehntelang als Schafstall benutzt, so dass der Mist sich allmählich einen Meter hoch auftürmte, bis zur Schwellenhöhe des Westportals [26]. 1877 befreite man das Paradies von 120 Kubikmetern Schafsmist, um den Raum wieder für Gottesdienste nutzen zu können. Gegen 1890 gab es wieder eine Kanzel, eine Empore und einen Ofen. Bis 1944 diente das Paradies nun dem evangelischen Gottesdienst, vorübergehend dann, wie der Bursenbau, der Gießener Universitäts-Frauenklinik als Krankensaal. Seit 1967 wurde die Vorkirche schrittweise wieder in ihren ursprünglichen Zustand gebracht und wird bis heute als Kirche genutzt.

 

 

Mönchsfriedhof

 

Im nördlichen Flügel des Querhauses der Basilika öffnet sich das Friedhofsportal als Pendant zum gegenüberliegenden Mönchsportal. Das Friedhofsportal war der Zugang zum ehemaligen Mönchsfriedhof, der sich von der Nordseite der Kirche bis zur Klostermauer erstreckt. Nach Westen hin wird der Friedhof durch den kleinen Bau der Wagnerei abgeschlossen. Dahinter erstreckt sich der Sindicus-Garten zwischen dem Paradies, der Klostermauer und dem barocken Pfortenbau. Gegenüber dem Mönchsportal befindet sich an die Klostermauer gelehnt ein überdachtes Kruzifix des Frankfurter Meisters Wolfgang Fröhlich, geschaffen um 1700.

 

Der Friedhof wird auch heute noch für Angehörige des Hauses Solms-Laubach und befreundeter Familien als letzte Ruhestätte genutzt.

 

 

Barocke Bauten

 

Mitte bis Ende des 18. Jahrhunderts entstanden die das Klosterensemble dominierenden und schlossähnlichen Bauten im barocken Stil, in chronologischer Reihenfolge der Prälatenbau 1727, das Abteigebäude 1745, der Küchenbau 1747, das neue Obergeschoss des Bursenbaus 1750, das Gartenhaus 1751 und schließlich der Pfortenbau 1774-1777.

Der aus Mainz stammende Abt Antonius Antoni plante die einheitliche, den mittelalterlichen Klosterbauten im Osten und Süden vorgelegten Erweiterungen und begann im Osten, an der Stelle des mittelalterlichen Spitals und parallel zum alten Ostbau, mit dem zweistöckigen neuen Konventsbau, der im Norden wie im Süden mit dreistöckigen Eckbauten abschloss. Nach 1810 ist der Bau selbst bis auf ein Stück von fünf Fensterachsen abgebrochen und verkauft worden. Die Gemeinde Birklar erwarb den nördlichen Eckbau 1818 und errichtete ihn im folgenden Jahr um ein Stockwerk niedriger als Dorfkirche neu. Der südliche Eckbau, der als Abtswohnung diente, wurde nicht verkauft und ist bis heute als Prälatenbau erhalten.

 

 

Prälatenbau

 

Der Prälatenbau, im Jahr 1727 nach Plänen von Bernhard Kirn errichtet, ist ein in sich abgeschlossenes quadratisches dreigeschossiges Gebäude. Das Portal befindet sich im angrenzenden Abteigebäude.

 

Das in rotem Sandstein ausgebildete Erdgeschoss beherrscht als Sockel das Gebäude, über dessen Gesims sich Haupt- und Obergeschoss mit roten Fensterumrahmungen in vier Achsen zwischen weißem Putz erheben. Darüber bildet ein Mansardendach den Abschluss. Die beiden Mittelachsen sind risalitartig vorgezogen und in der Dachzone von einem halbrunden Giebelfeld bekrönt, in dem sich das von zwei großen Schwänen gehaltene Arnsburger Wappen befindet. Der Schwan war das Wappentier des Abtes Antoni. Die Nordseite des Prälatenbaus ist schmucklos. Sie wurde nach dem Abriss des Konventsbaus funktional eingefügt.

 

Im Inneren des Prälatenbaus ist ein schönes eisernes Treppengeländer aus der Erbauungszeit erhalten. Über der mit Marmor ausgestatteten und von Lisenen umrahmten Tür zur Abtswohnung im Obergeschoss befindet sich das Wappen des Abtes Antoni. Die lateinische Inschrift gibt das Baujahr und den Bauherrn an: Antonius Antoni de Moguntia Abbas Arnsburgensis hanc abbatiam erigi curavit anno Domini MDCCXXVII (Antonius Antoni aus Mainz, Abt von Arnsburg, ließ diese Abtei im Jahr des Herrn 1727 errichten).

 

 

Abteigebäude

 

Das lange, zweigeschossiges Gebäude mit einem Mansardengeschoss, das sich westlich an den Prälatenbau anschließt, ist das Abteigebäude aus dem Jahr 1745 und beherbergte ursprünglich Neben- oder Amtsräume. Der Bau liegt gerade so weit südlich der mittelalterlichen Klausur, dass das Südende dessen Ostbaus noch in das Abteigebäude hineinragt. Die Südfront des Gebäudes weist 21 Achsen auf. Die Fenster haben Rahmungen aus rotem Sandstein mit Architravprofil. Über den beiden seitlichen Eingängen sind die Fenster zweiteilig, breiter und höher als die anderen. An der westlichen Schmalseite schloss sich ein Verbindungsbau zum um zwei Achsen verkürzten Bursenbau an. Dieser Verbindungsbau, dessen Umriss noch zu erkennen ist, wurde später durch einen steinernen Torbogen ersetzt.

 

Insgesamt hat der Abteibau drei Portale. Das mittlere ist nicht, wie sonst üblich, das dominierende, sondern wirkt gegenüber den beiden seitlichen eher bescheiden. Dies ist begründet aus der wichtigeren Funktion der gleichartig gestalteten Seitenportale. Das linke ist so angebracht, dass es am Anfang eines geraden Ganges liegt, der durch das Abteigebäude und bis zum Abriss des mittelalterlichen Refektoriums durch dieses hindurch bis zur Brunnenkapelle führte. Das östliche Portal ist der Zugang zum Prälatenbau, der keinen eigenen Eingang besitzt. Zu beiden Seitenportalen gehören nach oben führende Treppenhäuser, während sich hinter dem mittleren lediglich ein enger Raum mit einer Wendeltreppe verbirgt, die zum Auditorium und Dormitorium des mittelalterlichen Ostbaus führt. Im Obergeschoss des östlichen Treppenhauses zum Prälatenbau gibt es ein schmiedeeisernes Geländer mit Rokokoformen und der Jahreszahl 1751 auf der einen, das Wappen des Abtes Peter Schmitt (1746-1772) auf der anderen Seite.

 

Über den Türen der Seitenportale befindet sich jeweils ein mit schmiedeeisernen Gittern versehenes, halbrundes Oberlicht, das durch einen von toskanische Säulen getragenen Segmentgiebel abgeschlossen wird. Das mittlere Portal hingegen besteht nicht aus Sandstein, sondern aus farbig gefasstem Lungstein ohne Säulenrahmung. Der gerade Türsturz ist durch ein rechteckiges Oberlicht überbaut, über dem eine Tafel mit der Bauinschrift und der Jahresangabe MDCCXLV = 1745 und darüber ein Schild aus Sandstein mit dem Wappen von Abt Antonius Antoni angebracht sind.

 

 

Küchenbau

 

Abt Peter Schmitt ließ 1747 wahrscheinlich nach Plänen von Bernhard Kirn[27] den östlich an den Prälatenbau anschließenden Küchenbau ausführen, dessen Namen auf die hier untergebrachte Klosterküche verweist. Im östlichen Teil befindet sich außerdem der Festsaal. Wie das Abteigebäude ist der 13-achsige Küchenbau zweigeschossig mit einem Mansardengeschoss. Die Fenster von Küche und Nebenräumen haben glatte Gewände, die des Festsaals im Obergeschoss sind etwas größer. Die Tür des rundbogigen Eingangs, der in der Mittelachse liegt, ist mit einem halbrunden Oberlicht mit reichem Schmuckgitter überbaut. Darüber befindet sich ein aufwändig gearbeiteter Segmentgiebel und über diesem das Wappen des Bauherrn. Eine weitere, einfachere Tür mit rechteckigem Oberlicht befindet sich an der östlichen Schmalseite des Baus unterhalb des Festsaals.

 

Die Eingangshalle hinter dem Hauptportal führt auf einen Mittelgang, an dessen Ende die Klosterküche mit einer gewölbten Decke lag, während die vorderen Räume des Erdgeschosses gerade Decken aufweisen. Die Küche hatte eine Verbindung mit dem Mühlbach, der an der westlichen Schmalseite zwischen Prälatenbau und Küchenbau entlang führt. Ein kleiner Kanal verlief von ihm aus unter dem Gebäude hindurch zur Wetter.

Der Festsaal, der die drei östlichen Achsen im Obergeschoß einnimmt, zeichnet sich durch eine reiche Rokokoornamentik an der inneren Türrahmung, die das Abtswappen trägt, an den Fensternischen und der Decke aus.

 

 

Gartenhaus

 

Das ebenfalls von Abt Peter Schmitt errichtete schlossähnliche Gartenhaus aus dem Jahr 1751 steht mit seinen Nebengebäuden etwas abseits der eigentlichen Klosteranlage hinter den Wirtschaftsgebäuden jenseits der Wetter. Das kleine, eingeschossige Gebäude mit neun Achsen trägt ein Mansardendach. Während die seitlichen Fenster glatte Rahmungen haben, wird das Portal im ein wenig vorspringenden Mittelteil von zwei größeren Fenstern mit gerundetem Abschluss flankiert. Das Portal selbst, zu dem eine zweiläufige Freitreppe hinanführt, hat über einem geraden Sturz zunächst eine Stuck-Kartusche mit dem Namenszug des Abtes, darüber ein flaches Dach und schließlich das Abtswappen.

Vor der zweiläufigen Freitreppe zum Hauptportal erstreckt sich nahezu rechteckig, von einer niedrigen Steinmauer umgeben, der ursprünglich in barockem Stil angelegte frühere Abteigarten, der später mit Obstbäumen zum schlichten Nutzgarten umgestaltet wurde. Die Mittelachse der einstigen Barockanlage ist noch gut zu erkennen.

 

 

Pfortenbau

 

Der repräsentativste Bau der barocken Zeit ist der von Pater Coelestinus Wagner entworfene und 1774 bis 1777 errichtete Pfortenbau, durch den die Hauptzufahrt von Westen her in den Klosterbezirk führt. Auftraggeber war der zweitletzte Arnsburger Abt Bernhard Birkenstock, der den Bau aus Anlass des 600-jährigen Bestehens des Klosters errichten ließ. Das Gebäude mit einer rundbogigen Durchfahrt, seitlichen Fußgängerdurchgängen und niedrigen Seitenflügel hatte einen mittelalterlichen Vorgängerbau, der nach den Zerstörungen von 1631 bis 1932 wiederhergestellt worden war, wie eine Zeichnung aus dem Jahre 1761, die sich im Besitz des Oberhessischen Museums in Gießen befand und heute nicht mehr vorhanden ist, zeigte[28].

 

Die Gesamtanlage wurde durch den barocken Neubau wesentlich vergrößert. An den höheren Mitteltrakt schließen sich beidseitig zweigeschossige Seitenflügel an, die an der Südseite drei-, an der Nordseite vierachsig mit je einer Tür an der Ostseite ausgestaltet sind. Lisenen gliedern die äußeren Kanten und die mittlere Begrenzung des Mittelbaus, der nach beiden Torseiten um 28 Zentimeter vorgezogen ist. Über dem außenseitigen Durchfahrtsportal befindet sich die Sandsteinskulptur des heiligen Bernhard von Clairvaux mit Buch und Krummstab als Hinweis auf die zisterziensische Zugehörigkeit des Klosters. An der Innenseite entspricht dieser Figur diejenige der Immaculata über Halbmond und Schlange. Beide Skulpturen stammen vom Mainzer Hofbildhauer Martin Binterim. Beide Torbogen werden von je einem Schlussstein mit dem Relief des Doppeladlers gekrönt.

Besonders betont wird die Außenseite des Mittelbaus durch einen großen Segmentgiebel, der wie auch das Konsolenband, aus rotem Sandstein besteht und seine Entsprechung an der Schauseite des Prälatenbaus hat. Abgebildet sind zwischen Bäumen und Hirschen ein stehendes Oval, in der sich das Arnsburger Wappen befindet, und darüber Mitra und Krummstab.

 

 

 

Kulturdenkmal

 

Während die mittelalterliche Klosterkirche wenigstens als ausdrucksvolle Ruine bestehen blieb, verschwanden 1811 durch die Abrissgenehmigung einzelne Gebäude und ganze Gebäudekomplexe. Andere wurden nur zum Teil abgetragen und konnten durch die Initiative des Vereins Freundeskreis Kloster Arnsburg seit 1960 originalgetreu wieder hergestellt werden. Hierzu stellte die Familie Solms-Laubach nicht unerhebliche Mittel zur Verfügung.

Die barocken Bauten des 17. und 18. Jahrhunderts sind, bis auf den Konventsbau, erhalten und prägen, vorbildlich restauriert, das heutige Erscheinungsbild der gesamten Klosteranlage.

 

Nach der Zerstörung und Verwahrlosung der mittelalterlichen Klosterbereiche begann die Natur Oberhand zu gewinnen. Büsche und Bäume schlugen Wurzel auf den Mauerkronen der Klosterkirche und in der Kirche selbst. Bei der denkmalpflegerischen Sanierung 1983 wurde der Kompromiss eingegangen, nur die Nordmauern vom starken Efeu- und Baumbewuchs zu befreien, um die Ruinenromantik nicht zu stören [29]. 2007 zeigten aber auch die Ostmauern schwere Beschädigungen durch den Bewuchs, sodass dieser ebenfalls entfernt werden musste, um die Kirchenruine zu erhalten.

 

Die Anlage ist heute ein Kulturdenkmal nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz.

 

 

Anmerkungen

 

16.       ↑ Ernte, in: Hessische Heimat Nr. 1/12.01.1966

17.       ↑ Wagner, S. 224

18.       ↑ Wagner, S. 229

19.       ↑ Binding u.a., S. 190

20.       ↑ Walbe, S. 137

21.       ↑ Walbe, S. 140

22.       ↑ Haffke, S. 123ff

23.       ↑ Walbe, S. 39f

24.       ↑ Gärtner, S. 37

25.       ↑ Morkramer, S. 143ff

26.       ↑ Weyrauch, S. 109ff

27.       ↑ Dehio, S. 27

28.       ↑ Gärtner, S. 66

29.       ↑ Kiesow, S. 236

30.       ↑ Weyrauch, S. 115

 

 

 

Literatur

 

 

Günther Binding, Matthias Untermann: Kleine Kunstgeschichte der mittelalterlichen Ordensbaukunst in Deutschland'. 1985.

 

Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Hessen. München 1982.

 

Carl Ebel: Geschichte des Klosters Arnsburg in der Wetterau in Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins - Neue Folge 4, Band 1892.

 

Hans Ernte: Verstreutes Gut aus Kloster Arnsburg. In: Hessische Heimat Nr. 1/12.01.1966.

 

Wilhelm Haffke: Der Kriegsopferfriedhof in Kloster Arnsburg. In: Zschietzschmann (Hrsg.), 800 Jahre Kloster Arnsburg: 1174 – 1974. Lich, 1974.

 

Walter Heinemeyer (Hsg.): Das Werden Hessens, Veröffentlichungen der Historischen kommission für Hessen Nr. 50, Marburg 1986 

 

Otto Gärtner: Kloster Arnsburg in der Wetterau - Seine Geschichte - seine Bauten. Fotos von Helmut Lindloff. Hgg. vom Freundeskreis Arnsburg e.V. 3., durchgesehene Auflage Königstein i. Ts. 1998 (= Die Blauen Bücher). ISBN 3-7845-4052-X

 

Bettina Jost, Burgruine Münzenberg – Adelsburg der Stauferzeit. Hrsg.: Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen. Führungsheft 9. Regensburg 2000.

 

Bettina Jost, Die Reichsministerialen von Münzenberg als Bauherren in der Wetterau im 12. Jahrhundert. Köln 1995.

 

Gottfried Kiesow: Romanik in Hessen. Stuttgart 1984.

 

Waldemar Küther: Das Kloster Arnsburg in der deutschen und hessischen Geschichte = Cistercienser Chronik N. F. 81. 1974.

 

Martin Morkramer: Das Grabmal Linden-Bellersheim. In Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins, Neue Folge 67.

 

Simone Noehte-Lind: Aus der Geschichte des Klosters Arnsburg. In: Zschietzschmann (Hrsg.), 800 Jahre Kloster Arnsburg: 1174 – 1974. Lich 1974.

 

Heinrich Walbe: Kloster Arnsburg mit Altenburg - Die Kunstdenkmäler des Kreises Gießen Band 2; geschichtlicher Teil von Carl Ebel, Anhang von Nikolaus Kindlinger Verzeichnis der Grabdenkmäler im Kloster arnsburg, Darmstadt 1919.

 

Wilhelm Wagner: Die vormaligen geistlichen Stifte im Großherzogtum Hessen. Bd. 1, Darmstadt 1873.

 

Peter Weyrauch: Die geistliche Versorgung Arnsburgs nach 1803 und sein Paradies als Evangelische Kirche. In Zschietzschmann (Hrsg.), 800 Jahre Kloster Arnsburg: 1174 – 1974. Lich 1974.

 

Ebergard Wieser: Reisen in die Vergangenheit – Schiffenberg, Münzenberg, Arnsburg und die Zeit vom Investiturstreit bis zum Ersten Weltkrieg, Gardez!-Verlag Remscheid 2006, ISBN 3-89796-179-2