Bemühungen um die erste Gründung
Die Initative zur Gründung eines Zisterzienserkloster der Strengen Oberservanz im Rheinland ging auf den Kölner Domherren Adam Daemen zurück. Bereits 1692 erwarb er von seiner Schwester Maria die Rheininsel Lörickerwerth im heutigen Meerbusch-Büderich. Auf dieser befand sich bereits ein kleines Häuschen. Der Vorpächter Godfried Viehoff wurde abgelöst. Die Gründung des Trappistenklosters gehört somit in das Zeitalter der katholischen Konfessionalisierung des 17. Jahrhunderts. In diesem Jahrhundert wurden im Rheinland mehr Klöster gegründet, als in irgendeinem vorherigen Jahrhundert.
Die Gründung des Klosters ließ jedoch auf sich warten. Mehrfach wurde sein Ansinnen von verschiedenen Ordensgeistlichen abgelehnt. Die Lage schien für ein Kloster zu ungünstig und unbequem. Auch die unruhigen, kriegerischen Zeiten sprachen dagegen. Besonders beim luxemburgischen Orval fragte Daemen mehrfach an, bis 1701 Kloster Orval endlich zwei Gesitliche schickte, um das Gelände eingehender zu prüfen. Nachdem diese die neu Klosterstelle drei Tage untersucht hatten, war Abt Carolus von Orval zur Gründung eines neuen Priorats in Büderich und zur Entsendung der benötigten Brüder bereit.1 Der Kurfürst und Erzbischof Joseph Clemens von Köln genehmigte die Gründung am 28. Oktober 1701. Am 3. Dezember gab der Ordensgeneral und Abt von Cîteaux seine zustimmung.2 Abt Carolus von Orval setzte dann am 19. Dezember den Mönchen Johann Chrysostomus de Lovania gt. Mintart als Prior titularis des neuen Kloster ein.3 1701/02 wurde das Gründungskonvent aus Orval entsendet.4 Domherr Daemen hatte zuvor noch die Stiftung aller benötigten Gebäude, Baumaterial und Geräten sowie eine Summe von 5000 Reichstalern zugesagt.5
Am 6. Januar stellte Adam Daemen als Stifter des Klosters die Schenkungurkunde aus. Das Kloster erhielt den Namen: „novum monasterium sive locus beatae Mariae Virginis de felici insula“.6 Fünf Jahre später – am 8. März 1707 – wurde diese Schenkung durch Kaiser Joseph I. feierlich bestätigt.7
Das Kloster Mönchswerth
Es zeigte sich jedoch schnell, dass die neue Gründung ihren Namen „felici insula / felicem insulam“ (?) nicht gerecht wurde. Regelmäßiges Hochwasser und damit einhergehende Überschwemmungen sowie Eisgänge des Rheins setzten der Klostergemeinde zu. Auch die Nachbarn des Klosters schadetem diesem mit Drohungen und Räuberein. Da in der Gemeinde Büderich bereits eine Menge Land in kirchlichem Grundbesitz war, führte die Furcht vor einem weiteren Kloster, welches durch Grunderwerb den verfügbaren Rest weiter schmälert, zu einer feindlichen Stimmung in der Bevölkerung. Das von von Mering zitierte Familienbuch der kölner Patrizierfamilie von Gall macht das gesamte Außmaß des Leids des Klosters deutlich.8
Die Mönche versuchten trotzdem ihr Kloster auszubauen. So erteilte das Kölner Domkapitel am 14. Februar 1704 dem Kloster das Recht, eine Wind- und Wassermühle zum eigenen Gebrauch zu errichten.9
Mit den Jahren wurde jedoch sowohl den Mönchen als auch dem Stifter Daemen bewußt, dass das Kloster auf der Insel keine Zukunftperspektive hatte. Die Gemeinschaft war zwar auf 15 Konventsmitgliedern angewachsen, jedoch hatten zwischenzeitlich bereits drei Brüder wieder resigniert aufgegegben und waren nach Orval zurückgekehrt. Adam Daemen wandte sich also an den Kürfürsten Johann Wilhelm (Jan Wellem) in Düsseldorf um einen neuen Klosterplatz zu finden. Tatsächlich unterstützte Jan Wellem dieses Ansinnen und stiftete einen neuen Platz im Düsselthal.10
Das Kloster auf der Rheininsel wurde aufgegegben und die Mönche zogen nach Düsselthal um. Größere Klostergebäude waren am alten Standort nicht errichtet worden. Die Insel und die Besitzungen im Amte Linn verblieben jedoch beim Kloster.11 Das genau Umzugsdatum ist nicht bekannt.12
Die Schenkungsurkunde des Klosters Düsselthal
Die Schenkungsurkunde wurde am 1. August 1707 durch den Kurfürsten Jan Wellem ausgestellt. In dieser wurden neben finanzielle Privilegierungen auch regulierende Elemente aufgeführt. Zusätzlich zu umfangreichen Ländereien und den sogenannten „Speckerhöfen“ – welche den Mönchen den Spitznamen „Speckermönche“ einbrachte – wurde den Mönchen die Nutzung des Düsselbachs, von Weiden und Wäldern als Weideplatz für Schafe und die Errichtung einer Mühle und Brücke gewährt. Zudem bekamen sie umfangreiche Abgabenfreiheit und Zollfreiheit. Die Zollfreiheit war jedoch für einen Zeitraum von 20 Jahren angelegt und musste danach erneut beantragt werden. Die Abgabenfreiheit war an die Konventsstärke gekoppelt. Diese galt nur soweit, dass 50 Mönche „anständig sich erhaltenkönnten“.13
Für den Fall, dass die Mönche von ihrer strikten Lebensweise und den Vorgaben der Benediktsregel abweichen, sollten diese in andere Abteien versetzt werden und das Kloster mit neuen Mönchen des Cistercienserorden entweder der Strikten oder der allgemeinen Observanz neu besetzt werden. Erst wenn dies nicht möglich ist, sollte das Gasthaus der Stadt Düsseldorf den Besitz des Klosters zugesprochen bekommen.14
Der Umzug nach Düsselthal
Der Abt von Cîteaux – Nikolaus Larcher – gab am 15. Februar 1708 die Erlaubnis zum Umzug des Klosters nach Düsselthal. Zugleich wurde das Priorat in eine Abtei umgewandelt. Am 13. Mai 1708 wurde Johannes Chrisostomus Mintard vom Weihbischof Johannes Werner de Veyder zum Abt erhoben (Begriff?).15 Die Glaubensgemeinschaft bezog zwischen 1708 und 1709 dann ihr neues Domizil, welches nun den Namen „vallis Dusselanae“ trug. Auch der ursprüngliche Stifter Daemen unterstützte die Neugründung mit einer weiteren Stiftung von 3000 Reichstalern.16
Im Vergleich zum vorherigen Kloster auf dem Loricker Werth wurde also ein erheblicher Mehraufwandt betrieben und das neue Kloster nun auf ein sichereres wirtschaftliches Fundament gestellt.
Geschichte des Abtei Düsselthal
An seinem neuen Platz war dem Kloster mehr Glück beschieden. Dank den Besitümer auf dem Löricker Werth und den neuen landwirtschaftlich nutzbaren Gebieten war die neue Abtei in der Lage, noch weitere Höfe in der unmittelbaren Umgebung hinzu zukaufen.17 Wegen der vier Höfe im Amte Linn, welche der Abtei noch aus Mönchswerther Zeiten gehörten, kam es jedoch zum Zerwürfnis zwischen den Mönchen und dem ursprünglichen Stifter Adam Daemen. Dieser versuchte 1711 die Höfe wieder an sich zu ziehen, was die Brüder jedoch verhinderten wollten. Die Herausgabe der entsprechenden Unterlagen wurde zunächst von der Hofkammer verwehrt. Der Streit eskalierte und es kam zum Prozeß.18
Das Kloster wuchs dennoch und zeichnete sich durch klösterliche Zucht aus.19 Durch eine Visitation im September 1749 wissen wir, dass zu diesem Zeitpunkt 12 sacerdotes, 15 fratres professi, 24 Konversen und 3 Novizen im Kloster lebten.20 Einige Jahre später kam es jedoch zu starken Spannungen und Streitigkeiten im Konvent, deren genaue Ursachen nicht bekannt sind. Versuche des Abtes von Orval, die Streitigkeiten zu schlichten und die Einigkeit des Konvents wieder herzustellen, scheiterten jedoch. 1755 befahl der Generalabt, dass der Abt von Heisterbach eine Visitation durchführen soll. Diese kam jedoch nicht zustande, da der Abt von Heisterbach zunächst nicht die Zustimmung kurfürstlichen Regierung einholte. Im Juli 1764 wandte sich ein Teil der Brüder schriftlich an den Kurfürsten mit der Bitte, er solle eine Visitation des Klosters vornehmen. Dies sei seit 1749 nicht mehr geschehen und der Abt sei mit seinen 79 Jahren Blind und „als Spielball in den Händen des Priors und Kellners bezeichnet.“21 Als Kompromislösung wird der Abt von Altenberg für eine Visitation vorgeschagen und am 11 Februar 1765 vom Ordensgeneral Franziskus Trouvé beauftragt. Kranheitsbedingt konnte der Altenberger Abt Hoerdt die Visitation jedoch erst am 19. September 1765 vornehmen.22
In den 1770er Jahren wurde im Kloster eine neue Kirche errichtet. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts fangen die Mönche an, Dosen z.B. für Schnupftabak aus Pappmaché anzufertigen, was ihnen bald einen überregionalen Ruf einbrachte. In den 1790er Jahren besuchte die geistliche Kommission Düsselthal und verfügte die Aufhebung des Redeverbots.23
Die Aufhebung der Abtei
Looz-Corswarem sieht in der Aufhebung des Schweigegelübdes einen ersten Schritt in Richtung Aufhebung der Abtei – quasi als „Resozialisierungsmaßnahme“ –, wurden die Mönche doch so wieder an den Gebrauch der Sprache gewöhnt. Am 25. Februar 1803 schuf der Reichsdeportationshauptschluss die rechtliche Handhabe zur Aufhebung der Klöster und Stifte, welcher dann am 12. September des gleichen Jahres durch eine Verfügung des Kurfürsten umgesetzt wurde.
Die genaue Konventsstärke Düsselthals ist nicht bekannt. Nach offiziellen Angaben waren es neun Priester und 12 Laienbrüder wohingegen andere Stellen von acht Patres und neun Fratres sprechen.
Wahrscheinlich wegen des Kirchenneubaus in den 1770er Jahren war das Barvermögen der Abtei sehr gering. Ein Teil der Bücher ging in den Besitz der kurfürstlichen Bibliothek über und sind heute in der Landes- und Universitätsbibliothek Düsseldorf. Der Grundbesitz der Abtei wurde am 20. März 1805 versteigert. Bei der öffentlichen Versteigerung bekamen die Düsseldorfer Familien Gilles und Heubes den Zuschlag.
Damit endet nach knapp einem Jahrhundert die Geschichte der Abtei Düsselthal. Da die spätere Nutzung der Gebäude als „Rettungsanstalt“ jedoch prägend waren und mit der „Abtei Düsselthal“ verknüpft sind, sei ein kleiner Ausblick gestattet.
Spätere Nutzung der Gebäude
Am 19. März 1822 ging es an Graf Adalbert von Recke-Volmarstein über. Dieser errichtete in den Klostergebäuden die Rettungsanstalt Neu-Düsselthal.
Ziel der Rettungsanstalt war es, arme, verwaiste und verwahrloßte Kinder zu helfen. Diese war jedoch umstritten. Dem Grafen wurde schnell der Vorwurf gemacht, er nutze seine Position und die Lage der Kinder aus, um diese zum Protestantismus (Zwangs-)zubekehren. Auch der einzig erhaltene Rest der alten Abtei – der sogenannten „Hungerturm“ – hat seinen Namen aus dieser Zeit. Es wurde behauptet, zwei Kinder aus der Anstalt seien dort zur Strafe eingesperrt und dann vergessen worden, worauf sie verhungert seien. Andere Stimmern wiederum meinten, die Kinder haben dort heimlich gespielt und dabei sei die Tür zugefallen.
Am 7. Juni 1851 wütete ein schwerer Brand in der Rettungsanstalt. „Die Prälatur und das Mädchenhaus mit der schönen Kirche“ brannte nieder, der andere Flügel – mit Knaben- und Stiftshaus – erlitten nur geringe Beschädigungen.
1901 wurde der im Jahre 1716 errichtete Torbau der alten Abtei bis auf den südlichen Seitenflügel für die Graf-Recke-Straße abgerissen. Die Holzschnitzereien des Torbogens wurde in ein (?) Düsseldorfer Museum gebracht.
Das Aussehen der Abtei (Rauswerfen ?)
Da das Kloster – bis auf den sogenannten „Hungerturm“ – weitestgehnd zerstört ist, kann über dessen Aussehen wenig gesagt werden. Paul Clemen konnte in seiner 1894 veröffentlichten Beschreibung des Kunstdenkmäler der Stadt Düsseldorf zumindest noch jenen Teil des alten Klosters beschreiben, der 1901 für den Bau der Graf-Recke-Straße abgerissen wurde. Demnach standen links und rechts vor dem Abteitor vier gleiche Gebäude für Bauleute des Klosters. Jedes mit einer auf vier Pfeilern ruhenden Vorhalle. Das eigentliche Tor zur Abtei wurd von zwei höheren turmartigen Seitenflügeln flankiert. Über dem Tor befand sich eine eine Holzschnitzerei, welches drei aus den Wassern hervoragende, von einem Stern gekrönte, Hügel darstellte. In dem Giebel darüber befanden sich zwei Löwen als Halter des kurfürstlichen Wappens. Auf der Spitze des Giebels stand eine Madonnenstutur.
Ein aufgeklärter Katholik veröffentlichte 1797 eine Beschreibung des Klosters. Dieses hatte er – nach eigenen Aussagen – dreißig Jahre zuvor für 3 Tage besucht. Dabei gibt der Autor auch eine grobe Beschreibung der Klostergebäude ab. Demnach waren die beiden turmartigen Seitenflügeln (prüfen) mit jeweils eine Flügel verbunden. In einem war eine „kleine Kapelle für die beanchbarten Landleute“ und die Wohnung des Verwalters untergebracht. Der andere beherbergte im Erdgeschoß eine Apotheke und ein Laboratorium. Im Obergeschoß befanden siche „einige schöne Gästezimmer“. Hierhinter befand sich ein geräuiger Hof, flankiert „von Stallungen vor Hornvieh und Pferden und verschiedener Oekonomiegebäuden“. Dahinter kam die Wohnung des Prälaten, der separiert / abgetrennt von den Mönchen lebte. Diese bestand aus drei Zimmern, einem kleinen Saale und einem Bedienzimmer. Hieran schloß sich der Kreuzgang des Klosters an, der als „schmal, ziemlich niedrig und mit einem halben Dach gedeckt“ beschrieben wird.An den Wänden waren lateinische Bibelsprüche zu lesen.
Die Kirche befand sich östlich des Kreuzgangs. „Die Kirche liegt an der östlichen Seite des Kreuzgangs, sie sieht von aussen mehr einer Scheune als Kirche ähnlich, sie ist geräumig. In dem für die Anzahl der Mönche, deren im J. 1754 dreißig waren, sehr gemächlich eingerichtete Kore steht der hohe Altar, den sie meistens mit Blumen und Buschwerk auszieren. Im langen Haus oder Schiff der Kirche stehen noch sechs bis acht Altäre. Gewölbt ist die Kirche nicht, sondern nur mit Holz flach gedekt; auch hat sie keine Seitengänge. Hinter dem hohen Altare ist die Sakristei; ober derselben Verwahrungszimmer für die Kleider und sonstigen Geräthschaften der Kirche.“24 (Kommentar, dass diese einen Nachfolgerbau hatte...)
Nördlich des Kreuzgangs befand sich die Kapitalstube des Prälaten und die Bibliothek, die „verschiedene seltene Handschriften“ enthielt. Die Büchersammlung soll dabei „geistliche, medizinische und ökonomische Werke“ enthalten haben. In der Mitte des Büchersaals standen mehrer Schreibtische. Im Obergeschoß des Flügels befand sich das Dormitorium der Mönche. Dieses besaß ein Fenster in die Kirche, von dem aus kranke Mönche, deren Gesundheitszustand es zuließ / die nicht bettlägrig waren, die Messe verfolgten. Sie wurden in einem Rollstuhl / „Rollsessel“ aus dem Hospital hierin gebracht.
Die Krankenstube befand sich westlich des Kreuzganges im Obergeschoß über dem Refektorium. In diesem war ein großes Kreuz auf den Boden gemalt. Auf diesem konnte sich ein Mönche auf eigenen Wunsch zum Sterben von seinen Brüdern niederlegen lassen und blickte dann auf ein weiteres Kreuz, welches unter der Decke angebrachtwar.
Hinter dem eigentlichen Kloster- / Klausurbereich befand sich ein Mahl- und Waschmühle, sowie ein „wohl eingerichter Obst- und Küchengarten“. Der gesamte Klosterbereich war mit einer Mauer umschlossen.