In der Gemeinschaft von Marienstatt leben heute 20 Mönche im Alter von 31 bis 90 Jahren, von denen mehr als ein Drittel unter 50 Jahren alt ist. Von den Brüdern sind 15 Priester - sie werden "Pater" genannt - und fünf Laien - sie heißen "Frater". Alle haben gleiche Rechte und Pflichten, alle bindet die gleiche mönchische Lebensweise.
Für die Zisterzienser von Marienstatt gilt auch heute noch der Leitsatz des hl. Benedikt "Ora et labora" - Bete und arbeite! Zu den Arbeitsaufgaben zählen die Seelsorge im Pastoralen Raum mit drei Pfarreien, Krankenhaus und Altenheim, die Betreuung der Wallfahrt mit jährlich über 10.000 Pilgern, die Gesprächsseelsorge, die Gästebetreuung im Kloster und die Arbeit mit Schülerinnen und Schülern am Privaten Gymnasium. Genauso spielen in Marienstatt auch manuelle Arbeiten, z.B. in Garten, Wasserkraftwerk, Werkstätten, Buchbinderei, Buch- & Kunsthandlung und Brauhaus, eine wichtige Rolle. Mönche leben nicht etwa von der Kirchensteuer, die Klöster müssen sich selbst durch die Arbeit der Ordensmitglieder finanzieren.
Der hl. Benedikt schreibt: "Die Brüder sind dann wirklich Mönche, wenn sie von der Arbeit ihrer Hände leben wie unsere Väter und die Apostel." In vielen Arbeitsbereichen arbeiten Mönche mit angestellten Arbeitskräften zusammen.
Der Tageslauf der Gemeinschaft gestaltet sich in ständigem Wechsel von Gebet und Arbeit. Mittelpunkt ist das gemeinsame Chorgebet in lateinischer Sprache, zu dem sich die Gemeinschaft viermal täglich in der Kirche versammelt. Es ist die Quelle, aus der die Mönche Kraft, Ermutigung und Wegweisung für die lebenslange Ausrichtung auf Gott, für ihre Gottsuche finden. Das gemeinsame wie das private Gebet und die Feier der Eucharistie bilden die Grundlage des Versuchs, Aktivität und Zurückgezogenheit zu verbinden.
Der Tagesablauf gestaltet sich werktags wie folgt:
05.10 Uhr |
| Chorgebet (Vigil + Laudes) |
05.45 Uhr |
| Heilige Messe (Konventamt) |
ab 06.30 Uhr |
| Frühstück / Betrachtung / Tagesvorbereitung |
ab 07.15 Uhr |
| Arbeit in den verschiedenen Bereichen |
12.15 Uhr |
| Chorgebet (Mittagshore) |
12.30 Uhr |
| Mittagessen |
13.00 Uhr |
| Erholungszeit / Geistliche Lesung / anschl. Arbeit |
17.30 Uhr |
| Chorgebet (Vesper) |
18.00 Uhr |
| Abendessen |
18.25 Uhr |
| gemeinsame Erholungszeit (Rekreation) |
19.00 Uhr |
| Chorgebet (Matutin und Komplet) |
ab 20.00 Uhr |
| Schweigen / Lesen / Nachtruhe |
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Sonn- und feiertags sind einige Zeiten verändert.
Der Lebensbereich des Mönchs ist der von der Außenwelt abgeschirmte Bereich der "Klausur". Dort wohnen die Mönche in den so genannten Zellen, einfachen Räumen, die alles für den Mitbruder Notwendige enthalten. Ihre Mahlzeiten nimmt die Mönchsgemeinschaft im Refektorium, dem Speisesaal, ein. Dreimal in der Woche wird nach alter monastischer Tradition auf Fleisch verzichtet und vegetarisch gekocht.
Beim Tischdienst wechseln sich die Brüder ab. Während der Mahlzeit liest der Tischleser aus der Heiligen Schrift, der Regel des hl. Benedikt, dem Heiligenkalender und aus anderen, nicht nur geistlichen Büchern vor. Man isst schweigend und hört dem zu, was vorgetragen wird. Der hl. Benedikt schreibt: "Beim Tisch der Brüder darf die Lesung nicht fehlen."
Im Laufe seines Tages sollte der Mönch sich in der "Geistlichen Lesung" ("lectio divina") auch ganz individuell in das Lesen und Meditieren des Wortes Gottes vertiefen.
Bevor ein Mönch sich durch die Gelübde auf Lebenszeit an die Klostergemeinschaft bindet, kann die Gemeinschaft ihn kennen lernen. Er selbst hat mindestens viereinhalb Jahre Zeit, das Leben nach den "evangelischen Räten" (Ehelosigkeit, Besitzlosigkeit, Gehorsam) kennen zu lernen und in die Brüdergemeinschaft hineinzuwachsen. Nach sechs Monaten als Postulant wird der Kandidat im Kapitelsaal - dem Ort offizieller Versammlungen der Gemeinschaft - eingekleidet, erhält seinen Ordensnamen und beginnt sein einjähriges Noviziat, das er als Probezeit jederzeit beenden kann.
Er erhält regelmäßigen Unterricht durch den Novizenmeister und hilft in verschiedenen Arbeitsbereichen mit.
In der "Zeitlichen Profess" bindet sich ein neuer Mitbruder durch Ablegen der Ordensgelübde (klösterlicher Lebenswandel, Gehorsam, Ortsbeständigkeit) zunächst für drei Jahre an die Klostergemeinschaft. Auf diese Zeit, die auch verlängert werden kann, folgt mit der "Feierlichen Profess" und "Mönchsweihe" die Bindung an die Gemeinschaft auf Lebenszeit.
Alle Mönche, die nach der Regel Benedikts leben, verbringen ihr ganzes Ordensleben in ein und demselben Kloster. Junge und Alte leben unter einem Dach und sind aufeinander angewiesen. Wer sich darauf einlässt, darf auf ein erfülltes Leben hoffen, auch wenn ihm sicher manches Harte und Schwere nicht erspart bleiben wird. Es ist ein nicht zu unterschätzendes Geschenk für die ganze Gemeinschaft, dass die Alten bis an ihr Lebensende im Kloster bleiben und sich womöglich mit kleinen Diensten nützlich machen. Wenn sie auf Hilfe und Pflege angewiesen sind, finden sie diese beim Krankenbruder, dem Infirmar.
Im Kapitelsaal, in dem das Klosterleben offiziell begonnen hat, werden auch die Verstorbenen bis zum Tag ihrer Beisetzung auf dem Klosterfriedhof aufgebahrt.